Blumenkind

Roman. SchirmerGraf Verlag, München, 2009

Rezensionen, Auswahl:

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.1.2010
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Überwältigt von der wilden Liebe

Kapitulation der Heilkräuter: Der rumäniendeutsche Schriftsteller Claus Stephani hat ein eindringliches Buch über eine Spurensuche im Schatten der Schoa geschrieben.

Claus Stephani nennt „Blumenkind“ einen Roman, aber so einfach ist das nicht. Ich glaube, er hat eine melancholische Ballade geschrieben, von Glück, Heimsuchung, Verwirrung und Tod zweier Frauen, einer jüdischen Mutter und ihrer Tochter, in den gefährlichsten Jahren der europäischen Geschichte, die auch vor einsamen Gehöften nicht haltmacht.

Die Moldawa, Siebenbürgen, Marmatien, eine ferne und unvertraute Welt, zumindest für eine mitteleuropäische Leserschaft, aber der Erzähler entflicht uns das Mit- und Durcheinander der Sprachen, Dialekte, Siedler- und Volksgruppen, behält die einzelnen Menschen im Auge, ob Juden, Zipser, Ruthenen, Ungarn, Rumänen oder Volksdeutsche, und arbeitet allen kollektiven Begriffen ruhig entgegen. Im Grunde ist die Geschichte, die er uns erzählt, ein Kapitel der Schoa-Spurensuche, wie sie sich in den jüngsten Jahren in den verschiedensten Gestaltungen herausgebildet hat …

Deutschlandradio, Schicksalhafte Wege, Besprochen von Carsten Hueck im „Radiofeuilleton: Kritik“, 06.08.2009
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Am Anfang steht der Schrecken. Die neunzehnjährige Beila entdeckt Wolfsspuren im Schnee. Kurz darauf erscheint ihr die „Schwarze Waldmutter“, die alte Schicksalsgöttin der Karpaten. Und dann wird ihr der Mann erschlagen, Jacob der Jude, von vier Männern in Uniform.

Die Welt, Buch der Woche, 29.8.2009
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Claus Stephanis Roman „Blumenkind“ erweckt die sagenumwobene Landschaft Transsylvaniens zu neuem Leben

Tie wildi Lieb“ nennen die Zipser, eine kleine deutschsprachige Ethnie am Rande der rumänischen Waldkarpaten, die plötzlich einsetzende, begehrende Liebe. Sie ist dafür verantwortlich, dass es zu „Blumenkindern“ kommt, die rumänisch „copii din flori“ heißen, Kinder, die auf einer sommerlichen Blumenwiese gezeugt worden sind, und deren Väter nach genossenem Liebesglück das Weite suchen, während die Mutter eines „Blumenkindes“ alleine bleibt, zu niemandem gehört, von allen aber verachtet und gleichzeitig sexuell begehrt wird. Bleibt sie am Ort ihrer Schande, so ist ihr das Schicksal der Dorfhure vorausbestimmt. Und wenn sie dieses nicht annimmt, wird sie zur Zauberin oder Hexe erklärt und irgendwann in ihrem brennenden Haus zu Tode kommen.

Süddeutsche Zeitung, 28.8.2009
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Traumbilder von intakten Welten

Das späte Romandebüt „Blumenkind” des Autors und Ethnologen Claus Stephani ist eine Liebeserklärung an die multiethnische Karpaten-Bevölkerung

In der Maramuresch, am äußersten Rand Europas, besagt ein Sprichwort: Hier, in dieser abgeschiedenen Welt, messen die Uhren nicht die Zeit, sondern die Ewigkeit. Das Gebiet in den rumänischen Waldkarpaten ist Bauern- und Hirtenland, auch heute noch, wo die Errungenschaften des Westens ansonsten eingetroffen sind in dem ehemals kommunistischen Staat. Jedenfalls bekommt man aus Reiseberichten den Eindruck, dass dort immer noch die Natur eher dem Menschen den Takt vorgibt als umgekehrt.

Von München aus gesehen ist die Maramuresch ungefähr so weit weg wie der Mond und von Rumäniens Hauptstadt Bukarest aus ebenfalls. Ein ferner Landstrich, ein Ort ohne Veränderungen, ein geschlossener Kosmos. So etwas weckt Sehnsüchte, Claus Stephani zum Beispiel hat dort eine Art imaginäres Zuhause gefunden. Die schweigsame Karpatenlandschaft ist sein Traumbild von einer intakten Welt, die ihm vertraut erscheint und doch unerreichbar, weil ihre Zeit abläuft. Das war in Bukarest so und ist jetzt …

Perlentaucher-Notiz zur FAZ-Rezension, 4.1.2010
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Das Buch lässt Peter Demetz erschüttert und begeistert zugleich zurück. In jedem Fall bleibt es ihm unvergesslich. Dabei erscheint ihm das von Claus Stephani für sein Buch reklamierte Genre des Romans eigentlich nicht ganz das richtige zu sein. Eher sieht Demetz darin eine melancholische Ballade, die ein weiteres Kapitel der „Schoa-Spurensuche“ aufschlägt, diesmal in Siebenbürgen. Erzählt wird vom Glück und Leid zweier Frauen, einer jüdischen Mutter und ihrer Tochter. Und wie der Autor Sprachen und Dialekte verschiedener Volksgruppen und das Mythische und Märchenhafte und sogar das Kulinarische ihrer Welt entfaltet, das hat für Demetz schon etwas von einer enthnologischen Reise. Gern geht er da mit, denn Stephanis von seinem ethnologischen Interesse immer wieder abgelenkte Epik lässt ihn nur noch „inniger“ mit dem Schicksal der Menschen sympathisieren.

OE1, ORF Kultur, 15.9.2009
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Blumenkind
Ein böser Traum

„Blumenkind“ ist das erstaunliche Romandebüt eines 71-Jährigen, der mit unaufdringlichen Mitteln spannend zu erzählen weiß und eine fremde Welt lebendig werden lässt. Schauplatz der Geschichte ist Rumänien während des Zweiten Weltkriegs.

Berta Altmann hatte einen bösen Traum. Er handelte von Polizisten mit grünen Hüten und Hakenkreuzbinden am Rockärmel, die ihr die Tochter entrissen, und einem Mann, der auf sie einprügelte und sie auf offener Straße vergewaltigte, während die Passanten begeistert Beifall klatschten.

Berta beschließt, zu einer Wahrsagerin zu gehen, damit sie ihr den Traum deute. „Du bist nicht du, aber du bist auch nicht eine andere“, flüstert diese in der muffigen Küche ihrer Klause in Marmatien. „Einmal aber wirst du wieder das sein, was du eigentlich bist. Doch dann holt dich der Tod. Drum hüte dich zu zeigen, was du bist. (…) Und vermeide die Menschen.“

LiteraVideo, Interview, Herbst 2009
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Es ist eine märchenhaft unaufgeklärte Welt, in die uns Claus Stephani hineingeleitet, der seit über dreißig Jahren jüdische und andere Geschichten und Sagen Osteuropas sammelt. Er erzählt uns die tragische, traurige, spannende und irgendwie faszinierende Geschichte einer jungen Frau im Rumänien der 30er Jahre.

David, Jüdische Kulturzeitschrift, Ausgabe 85
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Ein jüdisches Frauenschicksal

Wenn eine Landschaft in den Medien mythisiert wird, gehen ihre Mythen meist verloren. Osteuropa, lange Zeit in der Finsternis des Sowjetsterns versunken, wird seit nunmehr zwei Jahrzehnten wieder und wieder entdeckt, allerdings sind das selten Wiederentdeckungen, bei denen die reiche Geschichte mitgedacht würde. Eher wird die Sucht nach malerischer Exotik bedient, als dass politischen, geographischen oder gar kulturhistorischen Zusammenhängen auf den Grund gegangen würde. Deshalb ist es lobenswert, dass einem Roman, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Dreieck zwischen der Karpatenukraine, Bukowina und dem nordrumänischen Marmatien (Maramuresch) spielt, eine Landkarte beigegeben wurde.

Kulturpolitische Korrespondenz, Ausgabe 1289, 10.3.2010

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„Ojbeschter, far wus die Schtrof un Schand?“

Einzelschicksale und -geschichten, Volks-, Völkerschicksale und -geschichte – Claus Stephanis Buch trägt fast mehr, als ein Roman tragen kann, das zeigt schon   diese oberflächliche Zusammenfassung. Dennoch trägt er nicht schwer daran, denn der Autor weiß die Ingredienzien stets in ein leserfreundliches        Mischungsverhältnis zu setzen: Malerische Elemente des Volksglaubens und gleichsam hingetupfte Schilderungen von Mensch und Natur grundieren das dramatische Geschehen, und durch die kenntnisreichen, aber nie aufdringlich belehrenden Erinnerungen an all die Beziehungen zwischen den vielen Nationalitäten, die jenen Landstrich bevölkerten, entsteht ein Mosaik, das seine farblichen Harmonien intensiv entfaltet, aber die Risse und Brüche nicht verhehlt.

„Blumenkinder“ sind hier nicht nur jene Menschen, die jenseits der religiösen und nationalen Konventionen geboren werden, ein „Blumenkind“ ist die gesamte Landschaft – gezeugt im innigen bis leidenschaftlichen Zusammenleben vieler verschiedener Menschenkinder, versehrt und zerschlagen im unmenschlichen Widerstreit der Mächte. Das von Claus Stephani gewebte Leichentuch strahlt in den starken Farben eines Bauernteppichs, aus seinem Requiem klingen lieblich hölzern die Musikantenfiedel und heiser blechern das Zimbal, verheißungsvoll und hoffnungslos.

 


 
 

Stunde der Wahrheit

Erzählungen. Hans Boldt Literaturverlag, Winsen/Luhe, 2007
Rezensionen, Auswahl:

Hans Bergel: Claus Stephani: Stunde der Wahrheit. Erzählungen (…) / Claus Stephani: Die seltsame Süße der Gastlichkeit. Geschichten aus Siebenbürgen (…). In: Spiegelungen (München), 3. (57.) Jg., H. 4/2008, S. 435-436

Horts Fassel: „Stunde der Wahrheit“. Zu einem neuen Erzählband von Claus Stephani. In: Siebenbürgische Zeitung (München), 57/18, 20.11.2007, S. 11

 

A fost un stetl în Carpati

Convorbiri. Editura Hasefer, Bucuresti, 2006
Rezensionen, Auswahl:

M[aja] Czekelius: Vom Ende der Menschlichkeit. In: Siebenbürgische Zeitung (München), 3/20.2.2006, S. 3

 

 

Basme evreiesti. Culese pe meleagurile Carpatilor

Traducere din limba germana de Ruxandra Georgeta Hosu. Editura Hasefer, Bucuresti, 2004
Rezensionen, Auswahl:

* * * Kaskalim. Claus Stephani, Basme evreiesti culese pe meleagurile Carpatilor (…). In: Orizont (Timisoara), serie noua, XVII/1 (1468), 20.1.2005, S. 8

Sorin Cunea: Culegatorul de basme evreiesti. Interviu cu dr. Claus Stephani, scriitor, etnolog, critic de arta, publicist. In: Orient expres (Tel Aviv), 11/513, 17.1.2005, S. 6-7, 32-33.

Boris Marian: Din tezaurul folcloric evreiesc – o „noua“ redescoperire. In: Realitatea evreieasca (Bukarest), 48/216 (1016, 1-22.10.2004, S. 7.

 


Ostjüdische Märchen

Eugen Diederichs Verlag, München (Märchen der Weltliteratur), 1998
Rezensionen, Rundfunksendungen, Auswahl:

André Vincze: Ostjüdische Märchen – Feldforschungen in den Karpaten. Bayerischer Rundfunk, 24.04.2014

M[aja] W[assermann]: Stephani ins Italienische übersetzt. Märchenband erschien bei Newton  Compton, Rom. In: Siebenbürgische Zeitung (München), 52/16, 15.10.2002, S. 4

Walter Roth: Ostjüdische Märchen. Gesammelt, übersetzt und herausgegeben von Claus Stephani (…). In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter (München), 47/4, Dez. 1998, S. 373-374.

Walter Roth: Alltägliches im Phantastischen und Phantastisches im Alltäglichen. In: Neue Kronstädter Zeitung (München), 14/3, 28.9.1998, S. 7.

Christine Peters: Wie im wirklichen Leben. Ostjüdische Märchen neu gesammelt. In: Frankfurter Rundschau, 54/65, 18.3.1998, S. 7.