Am 22. November 2010 richtete Prof. h.c. Dr. Peter Motzan, damals stellvertretender Direktor des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) an der LMU München, eine Mail an Dr. Claus Stephani – siehe unten –, die er von der Institutsadresse aus verschickte.

Stil und Ausdrucksweise des Absenders könnten somit auch eine „Spiegelung“ des wissenschaftlichen Niveaus dieser Institution sein.

Die gleiche Mail, der Motzan auch einen Brief an William Totok, dem „lieben Willi“, beilegte, ging vom IKGS aus an D. Schlesak, R. Wagner, S. Sienerth (Direktor des IKGS), W. Totok, H. Samson, H. Seiler, J. Lippet, und M. Markel, die offenbar zum Netzwerk des IKGS gehören.

Aus dieser Mail erfuhr Claus Stephani zum ersten Mal von seinem Codenamen „Marin“, unter dem er ohne sein Wissen von der Securitate jahrelang geführt wurde. Seither wird er immer wieder mit einer Situation konfrontiert, die ihn so nicht betrifft. Es werden ihm Berichte von der „Quelle Marin“ zugeschrieben, die nicht von ihm stammen. Diese Berichte (entweder vom Führungsoffizier selbst handschriftlich verfasst oder auf verschiedenen Maschinen getippt) sind manchmal  mit „Marin“ unterzeichnet, wobei auffälligerweise diese „Unterschriften“ in verschiedenen Varianten vorkommen. Manchmal sind sie auch identisch mit der Schrift des Offiziers. Vergleichbar, wenn dieser auf dem Bericht selbst oben links den Namen „Marin“ vermerkt hat. Es ist anzunehmen, dass die Unterschriften vom Führungsoffizier selbst stammen. Von Stephani aber sicher nicht.

Bekanntlich bekam jeder, der ins Visier der Securitate geriet – als Opfer oder Täter – ein und denselben Decknamen: „In Rumänien wurden sowohl Täter- als auch Opferakten unter einem Decknamen geführt“ (Herta Müller, FAZ v. 23.11.2010).

Mit dem Codenamen „Mircea Moga“, den man Stephani bei der Zwangsrekrutierung am 30. Mai 1961 zugeteilt hatte, war er  am 13. September 1963 endgültig aus jeder IM-Tätigkeit ausgeschieden. Das ist in seiner Akte (Dosar personal) in mehreren Protokollen unterschiedlichen Datums vermerkt worden. Die Begründung der Sicherheitsbeamten lautete damals: „Verweigerung der Zusammenarbeit“, „Unehrlichkeit gegenüber der Sicherheitsorgane“, „Nichterscheinen zu den Treffen“ usw. Das hat Stephani auch in seinem Beitrag „Schwester Lüge, Bruder Schmerz“  (FAZ vom 20.11.2010, S. 35) kurz dargestellt.

Trotzdem tauchten danach gelegentlich maschinegeschriebene „Moga“-Berichte auf, die von Stephani weder verfasst noch unterschrieben sind.

Auch die angeblichen „Beweise“ – Berichte von „Marin“ –, auf die sich die CNSAS „stützt“ und die dann in der Presse als „Enttarnung“ an gutgläubige Leser vermarktet wurden, sind vermutlich Zusammenfassungen von Informationen, die ein Securitate-Offizier aus verschiedenen Quellen zusammengetragen und dann unter dem Decknamen „Marin“ als Bericht weitergegeben hat.

Diese „Berichte“ beinhalten meist „Informationen“, die allbekannt waren: Probleme mit der Zensur, Banalitäten des redaktionellen Alltags, Meinungsverschiedenheiten betreffend manche Texte von Mitarbeitern und sonstiger Schmonzes. Dabei wird vergessen, dass es zu jener Zeit nicht nur in Privaträumen von Journalisten, Schriftstellern u.a. sondern auch in Redaktionen und Institutionen Abhörgeräte gab. Ausserdem wurden auch Telefongespräche abgehört. Das zeigen die zahlreichen Protokolle in den Akten. So kamen Interna  unmittelbar zum lauschenden Ohr der Securitate, wo sie dann entsprechend ausgewertet wurden.

Mit der Droh-Mail des stellvertretenden IKGS-Direktors Dr. Peter Motzan an Claus Stephani vom 22. November 2010 setzte dieses Institut seine „wissenschaftliche Aufarbeitung“ dieses Kapitels der rumäniendeutschen Vergangenheit fort, nachdem man die Aufarbeitung der vorherigen, unrühmlichen und braungetönten Vergangenheit sportlich einfach übersprungen hatte. Denn diese Vergangenheit wäre dann wohl – wenigstens zum Teil – auch die Vergangenheit mancher ruhmreicher Persönlichkeiten, aber auch mancher Väter oder älterer Brüder. Und sie soll weiterhin  „vergangen“ sein und verschwiegen werden.

So bläst man nun, selbstgerecht und erhaben, zum Rufmord in ein verschieden schillerndes Jagdhorn. Und damit konnte die mediale Treibjagd beginnen, wobei man einen Autor einfach an den Schandpfahl stellte, ohne angekündigte „ungeheuerliche Verstrickungen“ auch vorzulegen, oder „Details ans Licht zu bringen“, die glaubwürdig belegt sind und tatsächlich für eine genannte Person schädigende Folgen bewirkt hätten. Denn sonst wäre ja das selbstgerechte und wichtigtuerische Mediengeschwätz nur dazu da, um auf sich selbst aufmerksam zu machen. (Dazu auch: „Ursache und Folge„)

Und es gibt nicht einmal, wie sonst sogar bei Straftaten, vorerst einen „mutmaßlichen Täter“ und eine Chance zur Selbstaufklärung und Selbstverteidigung. Anläßlich seines Vortrags in Sibiu / Hermannstadt verwahrte sich P. Motzan gegen den Vorwurf  Dr. Gerhard Konnerths, dass durch Aufdeckung angeblicher, nicht belegter IM-Tätigkeiten ‚Leben zerstört‘ oder gar ‚Autodafé‘ betrieben werde, mit folgenden Worten:  „Wo kämen wir hin, wenn ein ‚Schuft‘ auch noch Schonung erfahre.“ (SbZ-Online, 2. Dezember 2010).  So folgt eine genüssliche Aburteilung im öffentlichen Schnellverfahren.

Es ist der Endsieg der immer noch agierenden Securitate…

© Claus Stephani

Anbei die E-Mail von Prof. h.c. Dr. Peter Motzan, damals Stellvertretender Direktor des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e.V., München:

Betreff: Fw: Informant Moga Von: „Dr. Peter Motzan“ <Peter.Motzan@ikgs.de>  ins Adressbuch |  zum Chat einladen An: claus.stephani@web.de Cc: dieter.schlesak […], rwagner […], stefan.sienerth@ikgs.de, william.totok […], Horst.Samson […], hellmut.seiler […], johann lippet […], michael.marel […], dieter.schlesak […] Datum: 22.11.10 00:42:29

Claus Stephani,  alias IM Moga. alias IM Marin, die Belege in mehreren „operativen Vorgängen“ widersprechen  Deiner verlogenen und larmoyanten  Darstellung in der FAZ.

Es wird nur eine „Frage der Zeit“ sein, bis Deine – meinem Dafürhalten nach – ungeheuerlichen Verstrickungen mit der Securitate in all ihren Details ans „Licht“ gebracht werden.

Grußlos

Peter Motzan

 

 

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Prof. h. c. Dr. Peter Motzan
Stellvertretender Direktor
Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e. V.
an der LMU München
Halskestr. 15
81379 München
Tel.: 089-780609-0, Fax: 089-780609-22
E-Mail: Peter.Motzan@ikgs.de
Internet: www.ikgs.de