Die „treue Verbundenheit“ des Stefan Sienerth
Bevor Dr. Stefan Sienerth nach der Wende, 1990, in München Professor h.c. und schließlich Direktor des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas wurde, veröffentlichte er in den 1980er Jahren – als er noch in Rumänien lebte – öfters literaturgeschichtliche Aufsätze in der von Claus Stephani eingeführten und über zehn Jahre lang betreuten Rubrik „Manuscriptum“ der Zeitschrift „Neue Literatur“ (Bukarest).
Aus jener Zeit gibt es verschiedene Briefe, die Stefan Sienerth – als Begleitschreiben seiner Texte – damals an Stephani, an die Redaktionsadresse geschickt hat.
Es sind (noch) nicht „alle seine Briefe“, doch es sind „Spiegelungen“ eines berufseifrigen Mannes, der vor seinem unaufhaltsamen Aufstieg recht nett schmeicheln konnte, wenn er (z.B. am 2.2.1980) an den verantwortlichen Redakteur Stephani gar „liebe Grüße“ verschickte, oder „hochachtungsvoll grüßend“ hinzufügte [so] „verbleibe ich in treuer Verbundenheit Ihr St. Sienerth“.
Und ein anderer Brief, vom 18.7.1980 endet: „Indem ich mich nochmals für Ihre großzügige Förderung herzlichst bedanke und Ihnen einen erholsamen wohlverdienten Urlaub wünsche, verbleibe ich auch im nächsten Universitätsjahr erg[eben] Ihr St. Sienerth“.
Auch bei lobenden Bewertungen war der damals aufstrebende Germanist – der sich in der oben erwähnten, von Stephani redigierten Schriftenfolge der „Neuen Literatur“ zu profilieren versuchte – recht großzügig. Jemandem um den Bart streichen – auch das muss, will man emporkommen, erst eingeübt werden.
So schrieb Sienerth am 20.9.1983 zu Oral-History-Texten von Stephani, die kurz vorher in der „Neuen Literatur“ erschienen waren, unter anderem:
„Empfangen Sie bitte meinen aufrichtigen Glückwunsch für Ihre ‚Protokolle’ (NL 8/83). Sie waren für mich eine liebe Lektüre. So etwas liest man hierzulande leider viel zu selten. Mit lieben Grüßen St. Sinerth.“
„Alle seine Briefe?“ Nicht alle.
Ansonsten: No comment.
© Claus Stephani