Gute Frage.

Vielleicht doch „zu gut“ für manch einen Heckenschützen, der sich in der freien Wildbahn der Medien aufgemacht hat, um nach seiner Auffassung einmal richtig „aufzuarbeiten“. Nun aber mit der Tarnkappe eines kleinen Polizisten oder eines dozierenden Moralapostels mit selbstgebleichter weißer Weste.

Doch Pressefreiheit bedeutet nicht auch Lügenfreiheit.

Und wenn jemand vor einem deutschen Gericht von irgendeinem Securitate-Offizier gebastelte maschinengeschriebene Berichte oder gar gefälschtes, falsch interpretiertes oder auch falsch übersetztes Securitate-Geschwafel als „beweiskräftiges Dokument“ vorlegt, muss  damit rechnen, dass er den Streit um die Wahrheit verliert.

So geschehen z.B. am 17. Januar 2011 vor dem Landgericht München, als der vor kurzem mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnete Schriftsteller Richard Wagner  eine „Quittung“ vorlegte, die keine Quittung ist und damit „beweisen“ wollte, dass Claus Stephani, von der Securitate „als zuverlässiger Zuträger […] für geheime Tätigkeit sogar belohnt“ wurde.  http://claus-stephani.de/zu-urteilsspruchen-und-verboten/

Ich sehe mich immer wieder mit der absurden Unterstellung konfrontiert, die Aufarbeitung der Securitate-Vergangenheit in Rumänien verhindern zu wollen.  So wird Matthias Weichelt, Chefredakteur von „Sinn und Form“,  in der SZ vom 21.10.2014 wie folgt indirekt zitiert:

„Das eigentlich Brisante […] sei die Tatsache, dass die Gegenseite [Stephani] mit allen Mitteln versuche, jegliche öffentliche Auseinandersetzung zu blockieren… Eigentlich geht es Stephani nicht um seinen Ruf, sondern darum, eine mögliche Aufarbeitung der rumäniendeutschen Spitzel-Vergangenheit zu verhindern.“ http://www.sueddeutsche.de/kultur/literaturstreit-methoden-der-securitate-1.2182281

Diese Vorwürfe und Anschuldigungen, ich sei ein Spitzel gewesen, muss ich mir nicht gefallen lassen, weshalb  ich vor deutschen Gerichten wegen Persönlichkeitsverletzung mehrmals erfolgreich geklagt habe.  http://claus-stephani.de/zu-urteilsspruchen-und-verboten/

Auch NobelpreisträgerInnen sind keine Instanz für die Wahrheitsfindung. Herta Müllers Behauptungen, leicht dahin gesagt, grenzen an eine gewisse Arroganz der Macht, wie z.B. in dem FAZ-Beitrag „Die Fortsetzung der Verleumdung“.  Und damit wird seither immer wieder eifrig hausiert.

Eine fachkundige und wissenschaftliche Aufarbeitung der rumäniendeutschen Securitate-Verstrickungen durch kompetente Historiker und Politologen, kann ich und will ich auch nicht verhindern, indem ich bei Gericht wegen Verleumdung meiner Person klage. Eine objektive Aufarbeitung der Securitate-Zeit würde ich begrüßen. Das aber müssten dann Fachleute mit guten Rumänischkennissen tun, die außerdem auch Kenner der rumänischen Geschichte des  letzten Jahrhunderts sind.

Dazu äußert sich der Historiker Dr. Cristian Cercel  (z.Z. tätig beim Centre for Contemporary German Culture, Swansea University) in einer Rezension über den Tagungsband „Die Securitate in Siebenbürgen“ (Böhlau Verlag, Köln, 2014)  folgendermaßen:

Es wäre wünschenswert, wenn die Forschung zum rumänischen Kommunismus sich methodologisch von der Allmächtigkeit der Securitate-Akten und eines darin eingeschriebenen (auto)biographischen Ansatzes abwenden würde.  So mündet eine ausschließlich auf Securitate-Unterlagen beruhende Zeitgeschichtsschreibung, die jeder kritischen Reflektion über das Quellenmaterial entbehrt, doch unweigerlich über weite Strecken in eine Wiederholung der Securitate-Logik. Viele Beiträge in diesem Band scheinen der oben erwähnten Allmächtigkeit der Geheimdienstdokumente und eines (auto)biographischen Zugangs verbunden zu sein…“

Es wäre lobenswert, wenn jene PublizistInnen, die zu dem Thema Aufarbeitung etwas beitragen wollen, nach Bukarest gingen, um dort selbst an Ort und Stelle in den Securitate-Archiven zu recherchieren (anstatt, wie bisher geschehen, von jemandem abzuschreiben bzw. sich mit Auskünften aus zweiter, dritter oder sogar vierter Hand zu begnügen).

Auch darf diese sogenannte Aufarbeitung nicht als eine Treibjagd verlaufen, ähnlich wie einst in braunen und danach in roten Zeiten gern der „Volkszorn“ inszeniert wurde. Das, was gern als „notwendiger Dialog“ bezeichnet wird, war bisher nicht mehr als ein Monolog von Gleichgesinnten, garniert mit unrichtigen Darstellungen.

Diese wichtige Aufklärungs-Arbeit sollte nicht irgendwelchen Leutchen überlassen werden, die sich in blindem Eifer publizistische Sporen verdienen wollen, wie die Praktikantin Anna Steinbauer (bei der SZ München) mit ihrem  fragwürdigen, die Wahrheit entstellenden Bericht  ausgehend von einer Verhandlung beim Landgericht München, betitelt „Methoden der Securitate?„, getarnt unter dem Obertitel „Literaturstreit“.

Dazu ein gutgemeinter Vorschlag:  Seien Sie anspruchsvoll – schreiben Sie die Wahrheit!

Damit aber die Verleumdungskunst nicht vielleicht doch zu einem Unterbegriff der vieldeutig schillernden Medienkunst wird, sollte man auch die Aufarbeitung der Securitate-Verstrickungen nicht einem verwandtschaftlichen, artgleichen Klüngel von Amateuren überlassen. Diese Aufarbeitung der rumäniendeutschen Vergangenheit mit all ihren Facetten ist kein Familienbetrieb, in dem man wie in einer privaten Akademie der Dünste seinen eigenen Dampf ablassen kann.